Das Nordspinnertreffen
Nach unruhigen Zeiten fand dieses Jahr wieder das Nordspinnertreffen statt und sorgte für Schlagzeilen. „Die spinnen sich was zusammen“ und „Kreative Wollfans drehen am Rad“ war da zu lesen. Genau wie all die Jahre zuvor – „Mit uralter Technik abschalten vom Alltag“, „Am Spinnrad die Ordnung entdecken“, „Entspannt am schnurrenden Spinnrad“, „Wolloholic oder die Sucht des Spinnens“ oder „Handspinnerinnen vernetzen sich“. Es war ein langer und spannender Weg für Benita Davidoff, ohne die es keine alljährlichen Treffen der Nordspinner gäbe.
Der wollige Weg der Benita D.
Die Geschichte begann mit einer Familie in der „Wildnis“ Kanadas, erste Schafe und damit erste Kontakte mit dem Material Wolle. Diese Faser hatte es Benita Davidoff angetan und sie brachte sie, zurück in Deutschland, in ihre Arbeit mit ein. Zuerst in München, wo sie Demenzkranken half, über das Zupfen von Wolle in der Gemeinschaft Ängste und Unruhen zu überwinden, und durch daraus entstehende Gespräche und Austausch, etwas Sicherheit und Freude zu schaffen. Danach in Schleswig-Holstein, „Opn Uhlenhoff“, wo sie das Arbeiten mit Wolle in die Betreuung junger Erwachsener mit Behinderung integrierte. Hier entdeckte sie nebenbei auch das Handspinnen für sich.
Aus den anfänglichen Unstimmigkeiten mit dem Spinnrad entwickelte sich eine große Leidenschaft für das Handspinnen, die sie, verbunden mit ihrer Begeisterung für Schaf und Wolle, auch mit anderen teilen wollte. Was mit einer kleinen Vorstellung dieses Handwerks in der „Schinkler Möhl“ begann, führte hin zum 1. Treffen der Nordspinner, welches sie 2008 in ihrer Arbeitsstätte „Op’n Uhlenhoff“ organisierte. Damals, noch in kleiner Runde, trafen sich 25 Spinner/innen, um gemeinsam zu spinnen und zu schnacken. Es wurden Kontakte geknüpft, Freundschaften geschlossen und viele dieser Spinnerinnen waren auch beim vergangenen Treffen dabei. Der Grundstein für das heutige Nordspinnertreffen war gelegt!
Das Nordspinnertreffen und ich
Gerne erinnere auch ich mich daran, wie ich 2011 das erste Mal dabei sein durfte. Frisch aus den USA zurück, wo ich das Handspinnen gelernt hatte, war ich voller Tatendrang – und Neugierde, welche Möglichkeiten sich mir hier, zurück zu Hause, zum Ausleben meines neuen Hobbies ergeben würden. Eine damalige „Spinnfreundin“ hatte irgendwo von den Nordspinnern erfahren und mich zum Treffen mitgenommen. Wir waren beeindruckt von der Vielfältigkeit der Gruppe und begeistert, wie nett wir aufgenommen wurden. Deshalb sind wir beide bis heute dabei geblieben und haben außerdem unsere eigene Spinngruppe gegründet, hier bei uns in Felm.
Die Idee hinter dem Nordspinnertreffen
Aber zurück zum Nordspinnertreffen. Von Anfang an stand der Gedanke dahinter, dass es die Möglichkeit eines formlosen Zusammenkommens aller Woll- und Spinnbegeisterten schaffen wollte, um zu spinnen und sich in nettem Kreis auszutauschen. Gemeinsam einen netten Tag verbringen, an dem munter gefachsimpelt wurde, ein Rat bei der Verarbeitung der Fasern eingeholt wurde oder einfach nur schöne
fertige Projekte und „Faserschätzchen“ gezeigt wurden, gemeinsam gewerkelt und natürlich auch gemeinsam gegessen wurde und die mitgebrachten Speisen geteilt wurden. Schon beim Gedanken an diese abwechslungsreichen, leckeren Buffets läßt einem das Wasser im Mund zusammen laufen…
In Spinnerkreisen wurden diese Treffen zu einem festen Bestandteil im Jahresablauf. Immer Mitte Januar, wenn auch die Schafhalter unter uns etwas zur Ruhe kommen, finden diese seither statt und werden von den Beteiligten mit Spannung erwartet. Es ist immer interessant, was sich so tut, bei Mitspinner/innen und ihren Rädern und Kardiermaschinen. So gab es durchaus Mal einen Exkurs in das verspinnen einer Endlosviskosefaser, die zur Herstellung von Zigarettenfiltern dient, aber auch Diskussionen um das Spinnen von Hundehaaren oder welche Besonderheiten es bei der Aufbereitung und Verarbeitung anderer Fasern, wie Angora, Alpaka Seide, Leinen und Baumwolle zu beachten gibt. Ein Jahr beschäftigte man sich gerne auch mal mit den Ursprüngen des Spinnens an sich und wie sich dieses Handwerk in unserem Sprachgebrauch wiederfindet.
Daneben werden auch immer wieder Neulinge an das Spinnrad herangeführt und im Kreis der Nordspinner herzlich aufgenommen. Dafür setzte sich Benita Davidoff auch sehr ein, indem sie ihre Begeisterung im Privaten, aber auch im größeren Rahmen gerne weitergab, durch das Angebot von Spinnkursen oder durch die Teilnahme an Spinnvorführungen im Rahmen verschiedener Veranstaltungen zum Thema „Schaf und Wolle“. Daneben sammelte und renovierte sie alte Spinnräder und erstaunte uns immer wieder mit neuen kreativen Projekten. Benita Davidoff ist eine, die „macht“ und „anpackt“ und immer wieder Neues für sich entdeckt – jemand, der mit Freude und Begeisterung in der Arbeit mit Wolle und der Handarbeit aufgeht.
Nordspinnertreffen – Fortsetzung folgt…
Für Benita Davidoff wird sich so schnell auch sicher nichts ändern – außer, dass sie in Zukunft vielleicht vermehrt die Früchte ihres Schaffens und Machens genießen möchte und deshalb den Hirtenstab auf ihrem eingeschlagenen Weg nun weitergibt. Ich freue mich sehr, über das Vertrauen, das Benita Davidoff dem Felmer Spinnkreis und mir persönlich durch die Übergabe der Verantwortung für das Treffen entgegengebracht hat. Als Spinngruppe werden wir das „Nordspinnertreffen“ nun unter unsere Fittiche nehmen und mal schauen, wo uns das so hintreibt… Dieses Treffen war für uns schon eine kleine Bewährungsprobe und ein Vorgeschmack auf die kommenden Jahre. Und ich glaube, gemeinsam haben wir uns gut geschlagen – Danke an alle, die dieses Jahr sich so engagiert eingebracht haben!
Auch Benitas kleine Spinnradherde hat bei mir ein neues Zuhause gefunden und hat schon dafür gesorgt, dass der Kreis der Nordspinner sich weiter vergrößert hat. Danke Benita, für die Betreuung und dafür, dass Du uns jetzt und in Zukunft noch weiter mit Rat und Tat zur Seite stehst!
Und dafür, dass Du damals bis heute einfach angepackt und „gemacht“ hast, dafür danke ich Dir im Namen aller Nordspinner von ganzem Herzen!
Gedanken zum Nordspinnertreffen – eine Nordspinnerin meldet sich zu Wort
Moin, Moin und Servus liebe Spinnies von Fern und Nah.
Unser erstes Treffen in diesem Jahr.
Wie haben wir uns alle drauf gefreut,
uns zu sehen hier und heut‘.
Bei fröhlichem Gelächter, mal hier, mal dort,
treffen wir Lieblingsmenschen hier vor Ort.
Mitgebracht wurden viele schöne Sachen,
die wir uns gleich zu eigen machen.
Bei Spinnrad, Wolle und Gestrick,
bewundern wir unser Geschick.
Wie schön, dass so ein altes Handwerk,
uns vereint und zu neuem Glanz erscheint.
Nun lasst uns gemeinsam diesen Tag verbringen,
und um so manches Schöne ringen.
Habt alle eine schöne Zeit,
das wundervolle Buffet steht bereit!
Danke Angie, dass ich Deine Zeilen hier veröffentlichen darf! Ich meine, Du hast uns allen aus der Seele gesprochen, und unsere Freude und Erwartungen, die wir an das Treffen haben, schön zum Ausdruck gebracht.
Wer sind nun die Nordspinner?
Wie sich aus dem oberen Abschnitt herauslesen lässt, sind wir ein „loser Haufen woll- und spinnbegeisterter Handarbeiter“, die in einem größeren, überregionalen Rahmen einmal im Jahr zusammen kommen, um gemeinsam zu spinnen, Fasern, Zubehör oder Gewerkeltes im kleinen Rahmen zu verkaufen sowie Erfahrungen und Termine auszutauschen. Offen ist diese Veranstaltung für jeden. Interessierte sind immer willkommen. Allerdings sollte man im Hinterkopf behalten, dass es vorrangig eine Veranstaltung von Spinnern für Spinner ist!
In Absprache mit den Teilnehmern gibt es im Folgenden eine kleine Auflistung verschiedener Nordspinner, an die sich interessierte – zukünftige – Spinnerinnen und Spinner gerne wenden dürfen…
Spinnkreis am Bungsberg, regelmäßige Spinntreffen, Spinnfutter und mehr…
Museumsspinner Gnutz, Spinntreffen jeden 3. Donnerstag im Monat ab 18:00 Uhr
Spinngruppe Haby, regelmäßige Spinntreffen, Spinnfutter und mehr…
Jesteburger Spinnkreis, Ansprechpartner Barbara Brüggemann, Mailadresse: schneckchen-buchholz@t-online.de
SpinnNetz NordOst, Zusammenführung verschiedener Spinnkreise, die gerne über Spinntreffen und alles Interessante rund ums Schaf, die Wolle und die Wollverarbeitung informieren; Ansprechpartner: Ines Jung Mailadresse: jungine.rostock@web.de
Rantzauer Spinndeerns, wöchentliche Spinntreffen, immer dienstags; Spinnfutter (v. a. Alpaka, Seide) und mehr…
„Töster Spinnstuuv“, Tostedt, regelmäßige Spinntreffen, Ansprechpartner Barbara Brüggemann Mailadresse: schneckchen-buchholz@t-online.de
Volksdorfer Spinngruppe „Volle Wolle“, Ansprechpartner Heike Götz, Mailadresse: goetzis@online.de
2 Kommentare
Doerthe Kent
Hallo an alle in die Runde,
Da ich nun wieder Zeit zum Spinnen hätte, brauche ich einmal Unterstützung. Ich habe ein altes selbstgebaute Spinnrad, doch es ist so lange her, dass ich damit gearbeitet habe,das ich einiges vergessen habe. Ich wohne in Barkelsby und würde mich über eine Kontaktaufnahme sehr freuen. Herzlich Dörthe Kent
Wollzimmer
Moin Dörthe! Schön, dass Du wieder aufs Spinnrad zurückkommen möchtest! Ich nehme an, dass der Schafhof Haby für Dich gut zu erreichen wäre. Frag doch dort mal an! Ansonsten leite ich den Spinnkreis in Felm. Wir treffen uns jeden ersten Mittwoch im Monat ab 18:30 im Dörpshus. Wollige Grüße!